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Ganz vorsichtig pipettiert
Laura Triltsch ein paar Milliliter Milch in den bereit
gestellten Erlenmeyerkolben. Anschließend testet die
16-jährige Schülerin mit Hilfe von Natronlauge den Säuregrad
der Milch. "Ziel ist es, die Flüssigkeit zu neutralisieren.
Dies ist dann erreicht, wenn ein Farbumschlag eintritt und
das Gemisch einen rosa Stich erhält", erklärt die
Güstrowerin selbstbewusst. Gemeinsam mit fünf weiteren
Schulkameraden der "Schule am Inselsee" absolvierte Laura
Triltsch zu Wochenbeginn einen ganz besonderen Projekttag in
den Laboren des Milch-Qualitäts-Dienstes (MQD) bzw.
Landeskontrollverbandes (LKV) in der Güstrower
Speicherstraße.
"Diese Veranstaltung
ist die erste ihrer Art und das erste Mal, dass wir auf
diese Weise mit einer Schule zusammenarbeiten", sagt
Christin Svenson, Lehrausbilderin beim MQD. Der Hintergrund
ist, dass es für den Ausbildungsbetrieb immer schwieriger
wird, geeignete und motivierte Lehrlinge zu finden. "Deshalb
wollen wir den Beruf des Milchwirtschaftlichen Laboranten
bekannter machen", sagt die 23-jährige Christin Svenson. Für
die sechs Schüler der Inselseeschule, von Sozialpädagogin
Ines Lüders und Chemie- und Physiklehrerin Sabine Rinck
zuvor ausgewählt, standen neben einer Präsentation der
Tätigkeitsfelder des MQD deshalb auch zahlreiche praktische
Übungen und Experimente auf dem Programm.
Festigkeit von Schlagsahne gemeinsam getestet
So testeten beispielsweise Laura Triltsch, Vanessa Dücker
(14) und Carolin Schierstedt (14) unter Anleitung von
Laborantin Anke Schwart in einigen Experimenten die
Festigkeit von Schlagsahne oder schauten sich Bakterien
unter dem Mikroskop genauer an. "So wollen wir die Schüler
langsam an das Berufsfeld heranführen und ihnen erste
Einblicke in die Laborarbeit verschaffen. Wichtig ist dabei
natürlich auch, dass sie selbst tätig werden dürfen",
erläutert Christin Svenson. Für Laura Triltsch hatte der
Projekttag beim MQD zudem einen zusätzlichen Anreiz: "Ich
habe mich auf eine der drei Ausbildungsstellen hier im Haus
beworben und bin zum Vorstellungsgespräch eingeladen
worden", erzählt die Zehntklässlerin mit Freude. "Ich hoffe,
dass ich mir heute noch einmal alles genau anschauen kann
und so optimal vorbereitet bin, denn ich möchte unbedingt
hier anfangen. Schließlich gehören Chemie und Physik zu
meinen absoluten Lieblingsfächern", gibt sich sie Schülerin
kämpferisch.
Eben jener Nachwuchs wird im Bereich der
Milchwirtschaftlichen Laboranten dringend benötigt. "Wir
bilden seit 1995 regelmäßig aus und haben bisher jedes
zweite Jahr jeweils drei Lehrlinge. Nun sind wir aufgrund
der großen Nachfrage aber auf den Jahresrhythmus
umgestiegen", unterstreicht Lebensmittel-Chemiker und
Labor-Leiter Wolfgang Eipper. "Die Übernahmechancen sind bei
uns daher ziemlich gut", fügt er an.
Auch für Lehrerin Sabine Rinck spielt der direkte Kontakt zu
Wirtschaftsunternehmen dabei eine große Rolle. "Neben der
Praktikumsvermittlung hoffen wir natürlich, dass der eine
oder andere Schüler den Sprung zum MDQ schafft. Aus diesem
Grund sind heute auch nur naturwissenschaftlich
interessierte Schüler mit guten Vorleistungen eingeladen",
sagt die Pädagogin. Und auch die sechs Schüler aus den
Klassenstufen acht bis zehn waren sich ihrer besonderen
Chance bewusst. "Ich könnte mir jetzt sehr gut vorstellen,
nach meinem Realschulabschluss in diese Richtung zu gehen",
zeigte sich Viktor Sudow (14) von der einmaligen Chance
begeistert.
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